Beteiligung der jungen Menschen

Partizipation im Kinderhaus Bi Loh wird nicht auf einer institutionellen Ebene realisiert, sie  ist vielmehr ein durchgehendes vorgelebtes Gestaltungsprinzip innerhalb der gesamten Einrichtung und unterliegt einem ständigen Prozess. Die gegenwärtige Beteiligungsstruktur umfasst folgende Partizipationsangebote:

 

Wöchentliche Gruppenbesprechungen mit wechselndem Gruppensprecher. Ein Kind/Jugendlicher wird durch die Bewohner des Hauses ausgesucht, um die Belange der Bewohner in der Gruppenbesprechung und im Alltag mit den Erziehen/ der Heimleitung zu besprechen und sich für eventuell gewünschte Änderungen und Erlaubnisse mit einzusetzen.

 

Partizipation durch Mitgestaltung an Alltagsentscheidungen des Zusammenlebens wie z.B. Essenswünsche: Jeder hat die Möglichkeit, sich ein bestimmtes Essen zu wünschen, hierbei werden besondere Vorlieben berücksichtigt. Wenn diese von der Allgemeinheit nicht gemocht werden,  ist auch eine Ausnahme im Einzelfall möglich und für dieses Kind/Jugendlichen wird dann extra gekocht.

 

Wochenend-/ Freizeitplanung: Während der wöchentlichen Gruppenbesprechung werden Wünsche der Kinder/Jugendlichen gesammelt und bei Durchführbarkeit auch zeitnah umgesetzt. Oft ist es dabei unmöglich, die Interessen der jüngeren Kinder und älteren Jugendlichen unter einen Hut zu bringen, weshalb bei Wochenenendunternehmungen wir sonst auch stets drei Erzieher im Dienst sein müssen.

 

Zimmergestaltung: Die Kinder/ Jugendlichen haben die Möglichkeit, lieb gewonnene Einrichtungsgegenstände bis zu einer bestimmten Größe, in ihr Zimmer zu integrieren. Gleichzeitig wird einmal im halben Jahr ein gewisses Kontingent für Alle bereitgestellt, wovon z.B. Deko, Poster, Blumen, usw. Individuell ausgesucht und in den Zimmern individuell integriert werden können.

 

Beschwerdemöglichkeiten, strukturiertes Verfahren bei Beschwerden über Mitarbeiter. Im Kinderhaus wird eine transparente Beschwerdekultur angestrebt, d.h. dass es jederzeit möglich gemacht werden soll, den Kindern/Jugendlichen eine Beschwerde über Belange des Zusammenlebens oder persönliche Angelegenheiten zu ermöglichen.

 

Die Kinder/ Jugendlichen bekommen zum Einzug in das Kinderhaus eine Visitenkarte des  für sie zuständigen JA Mitarbeiters ausgehändigt mit dem ausdrücklichen Hinweis, sich dort bei Beschwerden zu melden. Auch im Beschwerdeprozess werden die Kinder/Jugendlichen mehrfach auf diese für sie leicht zugängliche Möglichkeit einer Beschwerde hingewiesen. Wichtig ist hierbei, eine Transparenz der Beschwerdekultur zu verdeutlichen, damit von Beginn an deutlich und klar ist, dass das pädagogische Team und die Heimleitung sich den Beschwerden angemessen und mit dem nötigen Ernst zu stellen bereit sind.

 

Die telefonische Beschwerde kann entweder über das Kindertelefon oder über das Bürotelefon erfolgen. Sollte ein anderer Weg gewünscht werden, ist selbstverständlich das Senden einer Email genau so möglich.

 

Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Heimleitung über das für Jeden frei verfügbare Kindertelefon, sowie über eine interne

Klingel als Unterstützung und Hilfe dazu zu rufen. Es gibt auch einen Kummerbriefkasten in der Einrichtung, in den anonym Beschwerdebriefe gesteckt werden können.

 

Dazu kommt, dass die Kinder/Jugendlichen die Telefonnummern der Erwachsenen haben und sich per WhatsApp mit einer Beschwerde und/oder Kummer melden können. Dieses wird in der Regel öfter durchgeführt, als alle anderen aufgezeigten Beschwerdearten.  Abschließend ist zu sagen, dass die meisten Unstimmigkeiten aufgrund der positiv unterstützten Beschwerdekultur unmittelbar besprochen und gelöst werden.

 

Eine Integration in die Hilfeplanung und eine Teilnahme an den Hilfeplangesprächen wird angestrebt. Normalerweise sind die Kinder/Jugendlichen gern bereit, die über sie erstellten Berichte zur Vorbereitung des Hilfeplangesprächs zu lesen und gegebenenfalls zu erörtern. Der daraus resultierende Dialog ist meist eine gute Vorbereitung auf das eigentliche Gespräch, da der Sachverhalt bereits bekannt ist und die Kinder/Jugendlichen bereits wissen, worum es in dem folgenden Gespräch gehen wird. In den meisten Fällen ist es den Kindern/Jugendlichen durchaus klar, was in dem Bericht steht und welche Sachen gut und welche nicht so gut laufen, wo also Handlungs- und Gesprächsbedarf besteht.

 

Die Mitwirkung an der Entstehung und Durchsetzung von Hausregeln wird vorausgesetzt, d.h. Jeder Bewohner des Kinderhauses wird immer wieder dazu aufgefordert, die bestehenden Regeln zu hinterfragen und sich für eine Anpassung  und/oder Veränderung mit einzusetzen. Wichtig ist hierbei, die eingefahrenen Muster  immer wieder neu zu hinterfragen und an die Realität anzupassen. Die Kinder/Jugendlichen haben hierbei das Gefühl, aktiv etwas an ihrem derzeitigen Lebensmittelpunkt mitbestimmen und gestalten zu können, was eine tiefergehende Verantwortung für sich und ihr derzeitiges Zuhause entstehen lässt.

 

Gruppengespräche finden einmal wöchentlich, bei Bedarf auch öfter statt. Es gibt immer einen gewählten Gruppensprecher und einen gewählten Moderator, der für die ordnungsgemäße Durchführung des Gesprächs zuständig ist. Dabei ist ein Hauptaugenmerk, darauf zu achten, dass wirklich jeder Teilnehmer zu Wort kommt und seine/ihre Stime bei Abstimmungen abgeben kann. Der Moderator hat mit dem Gruppensprecher die Aufgabe, sich bei Konflikten zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen als Unterstützung anzubieten.